Radio- und Fernsehsendungen

Über ein neuartiges Coronavirus in China berichteten internationale Medien erstmals Ende 2019. Danach breitete sich das Virus über die Welt aus und erreichte im Februar 2020 die Schweiz. Zwei Jahre lang war die Coronapandemie mit ihren gesundheitlichen, gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Folgen das alles dominierende Thema.

Dass die Coronapandemie eine gewaltige Zäsur für Gesellschaft und Medien darstellt, zeigen auch die Ergebnisse des MQR im Zeitverlauf. Ein erster, flüchtiger Blick auf die Entwicklung der Gesamtscores zeigt zunächst Erfreuliches: Die meisten Nachrichtensendungen konnten ihre Qualität steigern, nur drei Titel haben an Qualität verloren.

Ein differenzierter Blick auf die Entwicklung in den vier Dimensionen – Relevanz, Vielfalt, Einordnungsleistung und Professionalität – zeigt jedoch, dass es bei den SRG-Sendungen und Onlineportalen unter dieser Oberfläche zu Qualitätsverschiebungen gekommen ist. Die meisten SRG-Angebote erreichen in der Dimension Vielfalt so wenig Punkte wie nie zuvor, teilweise beträgt der Verlust gegenüber der Zeit vor Corona mehr als zehn Punkte. Ausgeglichen wird dieser Punkteverlust durch Zugewinne in den übrigen Dimensionen: Relevanz, Einordnungsleistung und Professionalität.

Ein durch und durch erfreuliches Bild zeigt sich bei den privaten Informationsendungen. Die Informationssendungen von Léman Bleu, Tele 1, TeleBärn, TeleZüri und Tele M1 konnten allesamt ihre Gesamtscores verbessern – und zwar in allen Dimensionen. Le Journal von Léman Bleu ist zudem Aufsteiger des Jahres.

Zwar ist der Qualitätsabstand zwischen Informationsangeboten des öffentlichen und des privaten Rundfunks nach wie vor gross. Die in Bezug auf ihre Ressourcen komfortabel ausgestatteten SRG-Nachrichtensendungen bilden die Leuchttürme der Qualität in der Schweizer Medienlandschaft. Doch in der mehrsprachigen und kleinräumigen Schweiz hat der Privatrundfunk eine hohe lokalregionale Bedeutung, die keinesfalls unterschätzt werden darf. Vor diesem Hintergrund ist es sehr erfreulich, dass die privaten Sendungen ihre Qualität deutlich verbessern konnten – gerade während der Coronapandemie.

Und mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie dem Klimawandel gibt es weitere Krisen mit grossen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Folgen, in denen sich die öffentlichen und privaten Informationsangebote behaupten können.

Qualitätswahrnehmung
Berichterstattungsqualität

Berichterstattungsqualität und Qualitätswahrnehmung des Publikums Die Grafik zeigt für die Inhaltsanalyse (x-Achse) und die Befragung (y-Achse), ob eine Sendung unterdurchschnittliche (-1), durchschnittliche (0) oder überdurchschnittliche (+1) Qualitätswerte erzielt. Bei Sendungen, die sich in der Diagonale positionieren, kommen beide Messverfahren zu analogen Befunden. Bei Sendungen ausserhalb der Diagonale weichen die Ergebnisse der Inhaltsanalyse und der Befragung voneinander ab. Punkte oberhalb der Diagonale bedeuten, dass die jeweiligen Rundfunksendungen in der Umfrage besser bewertet wurden. Kommen die Rundfunksendungen unterhalb der Diagonale zu liegen, haben sie in der Inhaltsanalyse besser abgeschnitten.

Lesebeispiel: Echo der Zeit erreicht sowohl in der Publikumsbefragung wie auch in der inhaltsanalytisch erfassten Berichterstattungsqualität überdurchschnittlich hohe Werte.

Einige SRG-Titel sind eine Klasse für sich Zu der Gruppe der Radio- und Fernsehsendungen zählen acht Medientitel der SRG, sechs Sendungen und die beiden Newssites srf.ch/news und rts.ch/info sowie fünf Sendungen von privaten Regionalsendern. Die Qualität der SRG-Sendungen ist hoch. An der Spitze liegt – wie in den drei Messperioden zuvor – die Radiosendung Echo der Zeit, die ihren Ruf als Flaggschiff des Schweizer Radios einmal mehr bestätigt. Mit Abstand folgen die SRF-Sendungen Rendez-vous und dann auch 10vor10 und Tagesschau. Etwas dahinter befinden sich die RTS-Sendungen Le 12h30 und Le Journal. Die Newssites rts.ch/info und srf.ch/news positionieren sich ziemlich genau im Durchschnitt.

Die fünf untersuchten Nachrichtensendungen des regionalen Privatfernsehens unterscheiden sich stark voneinander. Während Le Journal von Léman Bleu mit einigen SRG-Programmen mithalten kann, ist die Qualität der Deutschschweizer Titel tiefer. Das Publikum schätzt die Qualität dieser Deutschschweizer Programme ähnlich ein. Die Inhaltsanalyse zeigt allerdings eine etwas höhere Qualität bei den Tele 1 – Nachrichten und den News von TeleBärn.