Tages- und Onlinezeitungen

In der Summe sind Tages- und Onlinezeitungen nach wie vor die wichtigste Informationsquelle von Schweizerinnen und Schweizer. Bei wichtigen Themen wie der Coronapandemie oder dem Krieg in der Ukraine erfahren Menschen in der Schweiz nach wie vor vieles über diese Medien. Die typischerweise zahlungspflichtigen Angebote müssen sich von frei verfügbaren Medien aus anderen Segmenten absetzen, sei es durch eine höhere Qualität oder einem spezifischen thematischen oder geografischen Fokus.

Die meisten Tages- und Onlinezeitungen haben sich in drei von vier Qualitätsdimensionen verbessert. Sie weisen eine höhere Relevanz auf, bieten mehr Einordnung und eine gestiegene Professionalität. Von dieser Entwicklung können aber nicht alle profitieren. Die Verluste in der Dimension der Vielfalt wiegen schwer. Gerade die eher regional orientierten Titel verlieren an Qualität. Von den 22 untersuchten Tages- und Onlinezeitungen können einzig die beiden Onlineangebote von Le Temps und 24heures in der Dimension Vielfalt zulegen.

Alle übrigen Tages- und Onlinezeitungen verlieren in dieser Qualitätsdimension. Gewinne bei Relevanz und Einordung sowie die Vielfaltsverluste könnten eine Folge der Coronapandemie sein, die als Thema zwar relevant war und der Einordnung bedurfte, aber auch andere Themen überlagert oder verdrängt hat, was zu einer geringeren Vielfalt führte.

Diese Entwicklung hat einen doppelten Vielfaltsverlust zur Folge. Erstens nimmt die Vielfallt innerhalb der untersuchten Medienangeboten ab. Zweitens nimmt die Vielfalt auf Ebene der Medienarena ab, da immer mehr Medien mit den gleichen Inhalten bestückt werden. CH Media und die TX Group setzen verstärkt auf Zentralredaktionen. Seither stammen die Inhalte von regionalen Tages- und Onlinezeitungen, wie beispielsweise die Aargauer Zeitung oder die Berner Zeitung, bei nationalen und internationalen Themen aus einer zentral organisierten Redaktion.

Qualitätswahrnehmung
Berichterstattungsqualität

Berichterstattungsqualität und Qualitätswahrnehmung des Publikums Die Grafik zeigt für die Analyse der Berichterstattungsqualität (x-Achse) und die Analyse der Qualitätswahrnehmung (y-Achse), ob ein Medientitel im Vergleich mit der Gruppe unterdurchschnittliche (–1), durchschnittliche (0) oder überdurchschnittliche (+1) Qualitätswerte erzielt. Bei Titeln, die sich in der Diagonale positionieren, kommen beide Messverfahren zu analogen Befunden. Bei Titeln ausserhalb der Diagonale weichen die Ergebnisse der Inhaltsanalyse und der Befragung voneinander ab. Punkte oberhalb der Diagonale bedeuten, dass der Medientitel vom befragten Publikum besser bewertet wird. Kommt der Medientitel unterhalb der Diagonale zu liegen, schneidet er in der Inhaltsanalyse besser ab.

Lesebeispiel: Das Onlineangebot von Le Nouvelliste schneidet sowohl in der Befragung als auch in der Inhaltsanalyse im Segment der Tages- und Onlinezeitungen am schlechtesten ab.

Le Temps und Basler Zeitung als Aufsteiger Im Segment der Tages- und Onlinezeitungen sind sowohl die gedruckte als auch die Onlineausgabe von Le Temps, die seit 2021 im Besitz der Stiftung Aventinus sind, die Gewinner. Die Onlineseite letemps.ch bietet unter allen Tages- und Onlinezeitungen die höchste inhaltliche Qualität. In der Qualitätsbewertung durch das Publikum haben sowohl die gedruckte Ausgabe wie auch letemps.ch einen Schritt nach vorne gemacht. In der Gunst der Leserschaft sind allerdings die NZZ-Produkte an der Spitze. Somit bestätigt sich der Trend, dass die Onlineausgaben sich punkto Qualität den gedruckten Ausgaben angleichen, wenn auch Schwankungen existieren. Zudem kann eine zunehmende Qualitätsdiskrepanz zwischen wenigen sehr qualitätsstarken Medienmarken und dem grossen Feld von Medienmarken von mittlerer bis guter Qualität identifiziert werden.

Die Basler Zeitung sowie die zugehörige Newssite bazonline.ch hatte in den Jahren zuvor mit einem Imageproblem zu kämpfen: Während die Berichterstattungsqualität gemäss Inhaltsanalyse solide gewesen ist, erhielten die Titel vom Publikum die mit Abstand schlechtesten Bewertungen. Beide Basler Titel konnten in der Qualitätswahrnehmung in diesem Jahr einen grossen Schritt nach vorne machen. Sie befinden sich zwar nach wie vor eher im hinteren Teil des Rankings, die Wahrnehmung der beiden Angebote hat sich aber normalisiert. Das gilt auch für die Berner Zeitung und den Bund. Deren Wahrnehmung hat sich ebenfalls normalisiert – aber in die umgekehrte Richtung als bei der Basler Zeitung. In der letzten Ausgabe waren die Berner Medien die grossen Gewinner in der Qualitätswahrnehmung – vermutlich befeuert durch die Diskussionen um die Zukunft des Medienplatzes Bern. In dieser Ausgabe verlieren sie diesen Wahrnehmungsbonus und pendeln sich auf dem Niveau der vorherigen Jahre ein.